Extreme Poetry

ExtremePoetry

Das Kino Von Julien Maury und Alexandre Bustillo

Es war ein audiovisueller Schock, ein Frontalangriff auf das Sakrosanktum des schwangeren weiblichen Körpers, eine radikale Modernisierung und Urbanisierung von Gothic-Tropen, ein situationistisches Meisterstück voller John Carpenter-ismen und dennoch gänzlich originär.

Unerhört war das, was einem da 2007 vor den Latz geknallt wurde: out of the blue, into the red. Passender Name für diese Zäsur: À L’INTÉRIEUR, sinngemäß zu übersetzen als Im Inneren. ­Geschrieben und inszeniert wurde dieses Körperhorror-Meisterstück von zwei jungen französischen Freunden, Julien Maury und Alexandre Bustillo. Beide wurden damals als Proponenten der French New Extreme-Welle – die eigentlich gar keine war, sondern von verzweifelten Journalisten herbei geschrieben wurde – vermarktet, obwohl sie eindeutig anders und, ja, auch interessanter und radikaler waren als ihre Landsmänner. Nach einem unglückseligen Startversuch in Hollywood – sie sollten für Produzentenqualle Harvey Weinstein Clive Barkers psycho­sexuelles Horrormeisterwerk HELLRAISER neu auflegen – kehrten sie in die Alte Welt zurück.

Ihr zweiter Film LIVID legte die schauerromantischen Wurzeln ihrer Kunst noch deutlicher offen. Mit AMONG THE LIVING beschließen sie jetzt ein Frühwerk, das so außergewöhnlich wie unverwechselbar ist und Maury/Bustillo neben Forzani/Cattét als essenziellstes Regie-Duo des Fantastischen Films fest schreibt. Aus ihrem Inneren, so wunderschön wie grausam, möchte man eigentlich nie wieder aussteigen.