5 Jahre /slash Blog
Teil 5: Martin Nechvatal

Zum diesjährigen Geburtstag haben wir einige alte Bekannte, StammgästInnen und FreundInnen gebeten, ihre Gedanken und Erfahrungen aus 5 Jahren /slash niederzuschreiben. Damit euch die Zeit bis zum Start der 5. Festivalausgabe nicht allzu lang wird, veröffentlichen wir hier einige dieser Texte.

Heute: Martin Nechvatal

nechvatal-bildIm August 2010 bekam ich ein E-Mail von einer Freundin, die mir von einem neuen Filmfestival in Wien berichtete. Ich war neugierig und schaute mir die Website an. /slash – ein Festival des fantastischen Films war geboren! Endlich gibt es sowas in Wien, dachte ich mir damals. Ich kann mich noch gut an die frühen Versuche des Horrorfilmclubs „Bad Taste“ aus Salzburg und Wien erinnern, die an und um Halloween 1993 und 1994 im Schikaneder Kino ausgesuchte Perlen des „ verbotenen “ Splatterkinos auf 35mm kredenzten. Damals waren Filme wie EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL oder MANIAC nur über Umwege uncut erhältlich und DVD und Internet lagen noch in weiter Ferne. Später veranstaltete ich selbst im gleichen Kino unter dem Motto „Midnight Movies“ meine eigene DVD – Filmreihe, die ich dann einige Jahre noch im Museumsquartier fortsetzte. So wie ich wurden dann einige der Veranstalter von damals oft gesehene /slash Besucher, die in dem neu gegründeten Festival das sahen was sie früher nicht zeigen konnten. Neue Filme aus dem Bereich des Horror, Fantasy und Science Fiction Kinos die es zumeist nicht mal in irgendein Kino schafften.

Doch nun zurück zum Sommer 2010, dem Geburtsjahr von /slash. Frank Ablinger von monochrom rief mich an, das der Festivaldirektor Markus Keuschnigg an einer Zusammenarbeit mit mir interessiert ist. Zu dieser Zeit verfolgte ich noch akribisch mein Splatter-Performance Projekt 1.WIENER BLUTTHEATER, mit dem eine weitere große Live-Show der „Incredible Strange Sideshow of Horrors“ zu Halloween im Werk ( damals noch im 16.Bezirk ) geplant war. Markus lud mich dazu ein, ein Excerpt aus diesem Programm im Rahmen des Festivals in der Transporter Bar aufzuführen. Mein Team und ich waren begeistert und machten uns an die Arbeit. Die Darbietung wurde zugleich die Premiere eines neuen Acts namens Frauenarzt Dr. Praetorius. Eine blutige Operations-Show, inklusive Lobotomie und einem Zaubertrick mit dem Dünndarm. Es kam nach meiner Erinnerung bei den Zuschauern gut an. Wie es halt leider mit Live – Auftritten immer wieder ist, waren wir etwas zu spät on stage und viele der Interessierten waren schon beim Überraschungsfilm. Macht aber nix, da es schon länger auf Youtube zu finden ist. Die darauf folgende Woche waren ich und mein Team so oft es ging im Filmcasino, um den blutigen und wahnsinnigen Treiben auf der Leinwand zu folgen.

Eiskalte Erinnerungen an eine Sesselliftfahrt der Angst mit FROZEN, oder Snuff – Porno Overkill mit A SERBIAN FILM werden ich nie mehr vergessen. Auch Klassiker wie den in kaltem blau gehaltene Psychoschocker POSSESSION habe ich in bleibender Erinnerung.

Nicht zu vergessen der immer wieder grauslich-spaßige Zombie-Walk, den monochrom gemeinsam alljährlich mit /slash veranstalten. Dort habe ich letztes Jahr als Nazi – Zombie gemeinsam mit den vielen anderen wunderbar grausam geschminkten Untoten die Mariahilferstrasse unsicher gemacht. Zurück zum Zentrum des unheiligen Geschehens. In den letzten Jahren beehrten Gäste wie Crispin Hellion Glover, Joe Dante oder Dario Argento das Filmcasino und steigerten mit ihren Besuchen das ansehen dieses großartigen Filmfestivals.

Zombies, Vampire, Kannibalen, Psychokiller, Hexen, Werwölfe, Monster, Bessessene, Dämonen, Geister etc… sie alle sind auf der Leinwand des Filmcasinos alljährlich für 10 Tage zu erleben. Für mich ist es die beste Therapie, um Abschied vom vergangenen Sommer zu nehmen. Ich wünsche dem /slash Filmfestival und seinem gesamten Team alles Gute ! Auf die nächsten 5 Jahre /slash und dass es immer so weiter gehen soll.

The horror must go on !


Martin Nechvatal

… präsentierte beim der ersten Ausgabe des /slash als „Mr Necrophile“ das 1. Wiener Bluttheater. Seine Liebe zu blutigen Details zelebriert er immer noch regelmäßig als Teil des Zombie-Mobs mit ebenso auffälligen wie aufwendigen Kostümen. Als Dauergast des /slash besucht uns Martin dieses Jahr nicht nur als Zuseher im Publikum, sondern auch als Regisseur. Vor der Vorstellung von Gstettensaga: Rise of Echsenfriedl am 20.9. zeigen wir ein Juwel aus dem Jahr 1993: Das Wiener Kettensägenmassaker, ein Kurzfilm von und mit einem sehr jungen Martin Nechvatal.

 

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