5 Jahre /slash Blog
Teil 3: Christian Siegel

Zum diesjährigen Geburtstag haben wir einige alte Bekannte, StammgästInnen und FreundInnen gebeten, ihre Gedanken und Erfahrungen aus 5 Jahren /slash niederzuschreiben. Damit euch die Zeit bis zum Start der 5. Festivalausgabe nicht allzu lang wird, veröffentlichen wir hier einige dieser Texte.

Heute: Christian Siegel


Zombies sind auch nur Menschen!

Christian Siegel bildEin Plädoyer für das /slash Filmfestival

„Kino – Dafür werden Filme gemacht!“ So schallt es seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen von den Leinwänden der hiesigen Lichtspieltheater. Ein Mantra, dessen Einhaltung die Verleihfirmen zwar nicht müde werden, von ihren Konsumenten einzufordern, an das sie sich selbst jedoch nicht gebunden sehen. Jahr für Jahr entgehen dem Kinobesucher zahlreiche Filmperlen, die vom Verleih, mangels vermeintlicher Publikumswirksamkeit, in den Heimvideomarkt verbannt werden – so wie das schlimme Kind, das man ohne Abendessen ins Bett schickt. Auf Filmfestivals feiern nicht nur viele Filme ihre Österreich-Premiere, sie sind oftmals auch die einzige Möglichkeit, so manchen Film auf der großen Leinwand zu betrachten.

Während es für das sogenannte „anspruchsvolle Kino“ seit über 50 Jahren mit der Viennale eine etablierte Anlaufstelle gibt, suchte man eine solche für das fantastische Kino hierzulande lange vergeblich. Erst 2010 begann das /slash Filmfestival, hier Abhilfe zu schaffen. „The Road“ (John Hillcoat), „Attack the Block“ (Joe Cornish), „Red State“ (Kevin Smith), „God Bless America“ (Bobcat Goldthwait), „Twixt“ (Francis Ford Coppola), „The Lords of Salem“ (Rob Zombie), „Big Bad Wolves“ (Aharon Keshales & Navot Papushado) und zuletzt „Under the Skin“ (Jonathan Glazer) sind nur eine kleine Auswahl an Filmen, die im Zuge des Festivals zum ersten und einzigen Mal auf der kleinen großen Leinwand des überaus charmanten Filmcasinos gezeigt wurden. Abwechslung wird dabei seitens der Festivaldirektion groß geschrieben. Vom gruselig-schaurigen Horror über Fantasy und Science Fiction bis hin zum blutigsten Splatterfest ist alles dabei.

Fast noch ein besseres Argument für das /slash Filmfestival als die Filme selbst ist jedoch das Publikum, das sich durch ein hohes Maß an Toleranz und Respekt – gegenüber den gezeigten Filmen, und auch den anderen Besuchern – auszeichnet. Zudem ist es überaus begeisterungsfähig, was in Verbindung mit sogenannten „crowd-pleasern“ immer wieder für eine höchst ausgelassene Stimmung im Saal sorgt. Nicht wenige meiner Besuche des /slash Filmfestivals, wie z.B. zu „Piranha 2“ oder „Sharknado“, zähle ich – in erster Linie aufgrund des Publikums! – zu den launigsten meines nicht mehr ganz so jungen Filmlebens. Hinzu kommt, dass man sich als Fan des etwas anderen Kinos beim /slash Filmfestival unter Gleichgesinnten befindet. Das daraus resultiere Zusammengehörigkeitsgefühl sowie die familiäre, zum Diskurs einladende Atmosphäre bilden die ideale Basis, um neue Bekanntschaften zu knüpfen und Freundschaften zu schließen.

Letztendlich halte ich das /slash Filmfestival für die hiesige Filmlandschaft vor allem auch deshalb für so wichtig, da die Geek-Kultur hierzulande nach wie vor ein Schattendasein fristet. Während man als Science Fiction- und Fantasy-Fan von der breiten Öffentlichkeit wenigstens „nur“ müde belächelt wird, ist man als bekennender Horror-Liebhaber aus der Sicht von so manchem „Ottonormalbürger“ nur eine Schublade von Amokläufern und Kellerschändern entfernt. Das /slash Filmfestival leistet einen wesentlichen Beitrag zur Entmystifizierung einer Subkultur, die von vielen nicht verstanden wird, und hilft dabei, Ressentiments und Vorurteile abzubauen. Insofern sei hiermit jeder herzlich eingeladen, vorbeizukommen und sich selbst ein Bild zu machen. Denn wenn sich am Ende des Zombie-Walks die Untoten in die Toiletten des Filmcasinos begeben, um sich die Schminke vom Gesicht zu waschen, wird hoffentlich auch dem letzten Spießbürger klar: Zombies sind auch nur Menschen!


 

Christian Siegel

… verfasst seit mehr als 10 Jahren Reviews zu Filmen, Serien und Romanen. Seit 2007 erscheinen seine Kritiken auf dem deutschen Webportal www.fictionbox.de. In seinem Blog wird er auch diese Jahr seine Eindrücke vom /slash schildern. Für alle von euch, die noch unentschlossen sind oder nicht wissen, was genau dieses /slash Filmfestival sein soll hat er an dieser Stelle ein Plädoyer verfasst.

Dieser Eintrag wurde abgelegt in 5 Jahre /slash Blog.
  • Maynard Morrissey

    Sehr schön geschrieben und mit einem herrlichem Schlußsatz versehen. Brav, Chri =)

    • http://alifein24fps.com cornholio1980

      Danke :-). Ja, den Satz hatte ich als erstes fertig ;-)

  • http://2014.slashfilmfestival.com Thomas

    Danke Christian! Hättest aber nicht so tiefstapeln müssen…der Text ist von Alien³ sehr weit entfernt, im positiven Sinn.

    • http://alifein24fps.com cornholio1980

      Danke! Soooo tiefgestapelt war das gar nicht. Ich mag Alien3 eigentlich ziemlich gern – aber die ersten beiden sind natürlich besser :-).