5 Jahre /slash Blog
Teil 2: Lena Lisa Vogelmann

Zum diesjährigen Geburtstag haben wir einige alte Bekannte, StammgästInnen und FreundInnen gebeten, ihre Gedanken und Erfahrungen aus 5 Jahren /slash niederzuschreiben. Damit euch die Zeit bis zum Start der 5. Festivalausgabe nicht allzu lang wird, veröffentlichen wir hier einige dieser Texte.

Heute: Lena Lisa Vogelmann

Bild Lena Lisa Vogelmann

Man stelle sich folgendes vor:
Es ist finster, man hört nur ein verängstigtes Keuchen und Schnaufen. Ein offensichtlich gejagtes Opfer kommt ins Bild und dreht sich immer wieder um, während es über die Leinwand hetzt. Auf einmal schießt eine Hand aus dem Dunkel, in ihr ein Messer, und sticht zu. Das Opfer läuft blutend weiter, scheint noch nicht sehr angeschlagen zu sein. Eine weitere Hand ist zu sehen. Noch eine. Und noch eine. Auf einmal sind 30 Hände da, die dem Opfer den Garaus machen. Dann wird der Bildschirm schwarz. „Alleine schaffen wir es nicht!“ erscheint in großen Lettern. Und dann der Hinweis: „Das /slash Filmfestival braucht Crowdfunding.“

Vor anderthalb Jahren bin ich gemeinsam mit Lena und Markus nach irgendeiner /slash-Spätvorstellung im Filmcasino gesessen und die Sprache ist auf das noch zu erstellende Crowdfunding-Video gekommen. In einem Moment der plötzlichen Kreativität ist mir die beschriebene Idee eingeschossen. Erzählen tu ich sie jetzt nicht, um Kritiker*innen des Festivals recht zu geben, dass wir gemeinschaftlich den guten Geschmack umbringen, sondern weil sie einfach weit davon entfernt ist, göttliche Eingebung aus dem Nichts zu sein: Denn dieser Gedanke macht auch deutlich, was ich am /slash so besonders liebe – abgesehen natürlich von den wunderbaren, diversen, bunten, frechen Filmen, die nicht immer gefallen, aber immer eine Diskussion wert sind. Nicht umsonst gibt es auf meinen Blog schon fast 160 Reviews zum /slash.

Was ich aber so besonders schätze, ist die Gemeinschaft, die sich um unser Festival herum gebildet hat – und dass es eben zumindest vom Gefühl her unser Festival ist und nicht nur das von Lena und Markus (auch wenn sie und ihre Leute unendlich viel Energie und Enthusiasmus hineinstecken, regelmäßig vor Anstrengung während des Festivals krank werden und trotzdem immer noch nach Spätvorstellungen da sind, um mit den Gästen zu trinken und sich Crowdfundingvideoideen anzuhören, während wir nur die Zuckerseiten genießen). Eine Gemeinschaft, die sich nicht nur im Crowdfunding beweist: Nicht nur, dass man mit jedem plaudern kann, der in diesen elf Tagen Wahnsinn vorm, im und ums Kino herumsteht, inzwischen hat sich auch gerade unter den /slash-Passbesitzer*innen ein eingeschworenes Grüppchen gebildet, mit dem man auch unterm Jahr gemeinsam ins Filmmuseum oder zum Purge-Double-Feature-Saufen geht, über die philosophischen Grundannahmen von Dawn of the Planet of the Apes diskutiert, oder immer wieder entdeckt, wie unterschiedlich Meinungen über Filme sein können.

Diese Gemeinschaft ist etwas, das ich so nicht erwartet habe. Ich komme aus einem kulturellen Eck, wo Horror fast gar keinen Platz hat und fantastischer Film generell oft mit etwas Herablassung behandelt wird. Wie ich mir dann im ersten Jahr zögerlich meinen Zehnerblock gekauft hab (ich hätt schon noch mehr sehen wollen, aber was, wenn ich das dann doch alles nicht aushalt?), wollte mich auch kaum jemand begleiten. Aber beim Festival selbst waren nicht nur die Filme so, dass es wunderbar auszuhalten war, sondern ich habe mich gleich so zu Hause gefühlt, dass ich im zweiten Jahr eigentlich nicht mehr darüber nachdenken musste, ob es ein /slash-Pass werden soll oder nicht – sondern nur, wie schnell ich ihn bekommen kann. Und nicht auch nur in einem einzigen Jahr hab ich’s seither bereut.

Hoffentlich werden wir alle in fünfzig Jahren auch noch jedes Jahr gemeinsam beim /slash sitzen und uns Sharknado 50 – This Time It’s Absolutely and Irrevocably Personal geben. In der Zwischenzeit will ich aber einfach Danke sagen – Danke für das Engagement, die Community und die großartigen filmischen Geschenke, die wir jedes Jahr genießen dürfen. Hier wird ein großes Loch in der heimischen Kulturszene auf die charmanteste Art und Weise gefüllt.


 

Lena Lisa Vogelmann

…schreibt auf ihrem Blog Rezensionen über Filme, Bücher und Dinge, die sie beschäftigen. Ihre anfängliche Skepsis überwand sie recht schnell und ist seitdem während dem /slash ein Teil des Filmcasino-Inverntars. Uns freut es natürlich sehr dass sich Lena bei uns so wohl fühlt und wir freuen uns auf viele weitere Fachsimpeleien und Trailer-Ideen.

Dieser Eintrag wurde abgelegt in 5 Jahre /slash Blog.
  • http://alifein24fps.com cornholio1980

    Alter… ich find das ja voll unfair, dass mein Artikel übers /slash erst nach diesen beiden schön geschriebenen und sehr persönlichen Beiträgen von Maynard und deiner einer kommt. Ich fühl mich wie David Fincher, als er die Regie von „Alien³“ übernommen hat! ;-). Wunderschön ausgedrückt – und he, ich glaub, ich komm da vor (Stichwort philosophische Diskussion über DOTPOTA :-p). Jedenfalls: Ich verneige mich, und nehme wohlwollend zur Kenntnis, dass ihr beide – trotz gelegentlicher inhaltlicher Überschneidungen – völlig recht hattet als ihr meintet, dass da drei völlig unterschiedliche Artikel bei rauskommen werden :-).

    Ach ja, und was „Sharknado 50“ in 50 Jahren betrifft: It’s a date!

    • http://kalafudra.com kalafudra

      *blush*

      Danke, bussi. :)

      Aber mach dir keine Sorgen um deinen Artikel! Ich freu mich schon drauf, ihn zu lesen. Und ich bin mir sicher, dass er mindestens genauso gut geschrieben sein wird.

      Ich freu mich auf unser Date im Jahr 2064!

  • Maynard Morrissey

    Ich merke an, daß wir beim Purge Double Feature eigentlich gar nicht so viel gesoffen haben ;) Davon abgesehen, ein herrlicher Artikel mit grandiosem Intro und charmantem Schluss. Chapeau!

    • http://2014.slashfilmfestival.com Thomas

      Find ich auch. Sehr schön geschrieben.
      Ein The Purge double feature hätte ich ja auch nur sehr betrunken überstanden…

      • Maynard Morrissey

        Dank eines famosen Sequels war Alkohol gar nicht mehr nötig ;)

    • http://kalafudra.com kalafudra

      Ich hab ja noch gar nicht geantwortet und mich bedankt für die netten Worte. Tut mir leid – aber wirklich, danke. :)

      Und stimmt, so feuchtfröhlich war es nicht beim Purgen – da hab ich schon schlimmeres erlebt.